892 Tage war Christoph Dabrowski bei Rot-Weiss Essen als Trainer aktiv. Dann griffen die Mechanismen des Geschäfts und der Ex-Profi musste nach nur einem Sieg aus den letzten acht Spielen trotz eines Vertrages bis zum 30. Juni 2026 vorzeitig gehen.
Bereits im letzten Jahr stand er nach zwei Pleiten gegen den SC Verl und Unterhaching in der Kritik. Es folgten fünf Siege in Serie und der Kampf fast bis zuletzt um den Zweitliga-Aufstieg.
Dabrowski hatte es allen gezeigt. Er hatte eine Krise gemeistert, er entwickelte Spieler und Mannschaft und war am Ende der starke Mann, auch deshalb, weil Ex-Präsident Marcus Uhlig bedingungslos hinter dem Coach stand. Diese Rückendeckung hatte er in dieser Saison nicht.
Hinzu kam, dass er mit einem deutlich schwächeren Kader in die Saison starten musste. Es blieb kein Geheimnis, dass der ehemalige VfL-Profi nicht glücklich war, wie spät er seine Zugänge bekam.
Vor allem, nachdem mit Felix Götze, Marvin Obuz, Cedric Harenbrock und Vinko Sapina eine komplette Achse wegbrach. Nun - nach dem 17. Spieltag - wird Dabrowski auch ein Opfer der verpatzten Kaderplanung.
Nach dem 0:3 gegen 1860 München hat sich Rot-Weiss Essen von Trainer Christoph Dabrowski getrennt. Aber der Trainerwechsel wird nicht alle Probleme lösen, sagen unsere Experten.
Die Innenverteidigung entpuppte sich als zu langsam für seine offensive Spielidee. Gestandene defensive Mittelfeldspieler wurden gar nicht geholt. Auf den offensiven Außen gibt es fünf Akteure, aber keiner startet durch, es ist aktuell egal, wer aufgestellt wird, Gefahr strahlt niemand aus. Und vorne fehlt ein echter Neuner, eine Baustelle, die mit oberster Priorität im Winter behoben werden soll.
Zu viele Probleme, die Dabrowski diesmal nicht lösen konnte. Trotzdem geht er als Gewinner. Denn viele Beobachter sehen den nun beurlaubten Trainer nicht als die größte Baustelle. Das zeigt auch eine aktuelle RS-Umfrage, bei der über 3800 User teilgenommen haben und bei der über 60 Prozent für eine Weiterbeschäftigung von Dabrowski waren. Auch im Stadion gab es keine Dabrowski-raus-Rufe.
Das gibt es eigentlich nie nach so einer Negativserie. Viele haben den Eindruck, dass Dabrowski ein Opfer der verpatzten Transferstrategie geworden ist. Natürlich hat auch er nicht alles richtig gemacht, man kann bei so einer Serie nicht immer nur auf eine Seite zeigen.
Aber er hat alles versucht, er hat sich nie beschwert, er hat RWE gelebt und jetzt muss oder darf er gehen. Es gibt auch Stimmen, die besagen, dass die Freistellung für den 46-Jährigen eine Erlösung sein dürfte, weil er in seiner dritten Saison eine Aufgabe vor der Brust hatte, die mit diesem Kader kaum zu lösen war.
Was bleibt nach dem Aus des RWE-Trainers? Er wird schnell eine neue Aufgabe finden, das scheint sicher. Nun rücken andere Protagonisten in Essen in den Vordergrund, die nun im Wintertransferfenster zeigen müssen, dass sie es besser können als im Sommer.
Falls das Geld für Verstärkungen da ist, denn neben einem neuen Trainer wird auch Dabrowski weiter bezahlt oder abgefunden werden müssen. Zudem erwartet RWE noch eine saftige Strafe für die Fanausschreitungen in Saarbrücken, wo mehrere Raketen auf Tribünen geschossen wurden. Viele wichtige Gelder, die auf dem Transfermarkt fehlen.
Es wird spannend sein zu sehen, wie der Verein nun reagiert. Personell, finanziell. Geht man doch etwas ins Risiko? Fakt ist: Die Stimmung ist am Boden, die Tendenz zeigt komplett in die falsche Richtung.
Aber: Man steht auch nur drei Zähler hinter dem Nichtabstiegsplatz. Daher muss jetzt eine Aufbruchstimmung her - wie auch immer. Sei es mit der Ankündigung, man kann im Winter durch frische Gelder einiges machen. Sei es mit einem neuen Coach, der Hoffnung verbreitet.
Alles andere wird von den Fans vermutlich nicht stillschweigend akzeptiert.